Fremdkörper.
Eine Folge eines fraglich seriösen Modelcastingformats im deutschen Privatfernsehen führt zu einem hartnäckigen Wortwurm in meinem Kopf. Und zu einem Tohuwabohu der Assoziationen.
Fremdkörper.
Kann Mensch haben oder sein.
Ein Mensch kann in meinem Kopf auf zwei Arten einen Fremdkörper haben:
Zum einen klassisch medizinisch.
Zum Beispiel einen kleinen Baustein bekannter Marke nach intensivem Spiel in der Nase eines Dreijährigen.
Oder nach falsch verstandenem intensiven Reinigungsakt des äußeren Ohres ein Stück Wattestäbchen im Mittelohr.
Kann passieren.
Zum anderen denke ich an einen Fremdkörper im psychischen Sinn.
Gerade in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft, scheinen viele Menschen ihren eigenen Körper als Fremdkörper zu empfinden.
Oder Teile des eigenen Körpers.
Ein kleines oder großes Stück sich selbst fremd sein.
Als traurige Konsequenz die Jagd nach (körperlicher) Veränderung und Erhalt oder Erreichen fraglicher Ideale.
Die Idealisierung von Oberflächlichkeiten und der Bruch mit tiefgreifenden und stabilisierenden Grundwerten.
Im schlimmsten Ausmaß oberflächlicher Hochmut vor dem Fall.
Fremdkörper sein.
Eine andere Dimension in meinem Kopf.
Als Mensch Fremdkörper sein.
In einem Land, in einer Stadt, in einer Gruppe.
In einer Familie.
Versuchen (müssen), sich selbst nicht fremd und trotzdem weniger Fremdkörper zu werden.
Oder lieber sich selbst fremd und sich dabei verlieren?
Der Preis scheint zu hoch.
Fremdkörper sein ist eine Herausforderung.
Es bleiben zu wollen eine Entscheidung.
Nicht daran zu zerbrechen ein Kraftakt.
Einen Ort zu suchen, an dem alles eigene nicht Fremdkörper sein muss, eine Option.
Ein Gedanke an all jene, denen Fremdkörper fremd bleiben.
Vor allem der eigene Körper als Fremder und die eigenen Person als Fremdkörper.
KW 10/2012
izniak 03/12